Kopf der Woche
in der Solothurner Woche vom 12. Juni 2018
Von Silvia Rietz
Der Öufi-Boot Kapitän hält das Steuer fest in der Hand
Wie Iwan Pfyl das Unternehmen ÖufiBoot-Solothurn in zweieinhalb Jahren weiterentwickelte, mit kreativen Angeboten wie speziellen Apéros oder Stadtführungen auf dem Wasser zum Blühen brachte, avancierte zur Erfolgsgeschichte.
Ein halbes Jahr Arbeit
Iwan Pfyl arbeitet an einem der schönsten Plätze Solothurns. Dort, wo andere ihre Freizeit verbringen: Auf einem der drei Öufi-Booten auf der idyllischen Aare. Natürlich geniesst er dabei die Natur, das wunderbare Panorama, die Pracht der Barockstadt und der Flusslandschaft. Getreu dem Firmencredo: «Nur wer die Schönheit der Natur kennt, kann sie auch schätzen und schützen.» Als Kapitän trägt er die höchste Verantwortung an Bord des Schiffes: Ihm obliegt die Sicherheit der Passagiere, der Mannschaft, der transportierten Güter und des ganzen Schiffes. Seit 2016 bestimmen Wasserstand, Wetterverhältnisse und Fahrtenbuchungen seinen Alltag. So richtig «eng» auf der Aare wird es an ganz heissen Sommertagen, wenn sich neben der BSG Schifffahrt auch Freizeitböötler, Ruderer, Kanuten, Fischer, Stand up Paddler und unzählige Gummiboote unterwegs sind, wie Iwan Pfyl lachend erzählt. Bevor er selber Schiffseigner wurde, war er auf der Aare und vor allem dem Murtensee als leidenschaftlicher Fischer anzutreffen. Nautik interessierte den gelernten Werkzeugmacher mit Einmannbetrieb nicht unbedingt.
«Irgendwann beschloss ich, die Mechanik-Werkstatt zu verkaufen und etwas Neues anzufangen, nahm einen Job als Verkaufsleiter an», erzählt er. Nach drei Jahren wurde die Stelle aufgehoben und Iwan Pfyl arbeitslos. Ein Schock, der sich für ihn und seine Familie als Glücksfall entpuppte. «Ich erinnerte mich an ein Gespräch mit Fred Fankhauser, der die Marke Öufi-Boote-Solothurn aufbaute und verkaufen wollte. Brigitte und ich diskutierten lange, ob wir das Risiko eingehen wollten. Schliesslich entschlossen wir uns, die Flotte zu übernehmen. Zudem kauften wir zusätzlich die ziemlich marode MS Wyssestei dazu.» Gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen investierten die beiden rund 2500 Arbeitsstunden um das heutige Fahrgastschiff zu renovieren und wieder flott zu kriegen. Heute ist die MS Wyssestei Brigitte und Iwan Pfyls gemeinsames «Baby» und ganzer Stolz. «Der Unterhalt aller drei Schiffe ist aufwendig und kostenintensiv. Beim Reparieren gilt deshalb die Maxime «by your self», soweit es machbar ist», schmunzelt er. Neben den Instandhaltungsarbeiten erledigt der Kapitän auch die administrative Aufgaben.
Kreativer Selfmademan
Beim Start des einzigen Schifffahrtsunternehmens im Kanton Solothurn steuerte er die Aarefahrten, arbeitete an der MS Wyssestei und büffelte Theorie für die Fahrgastprüfung, während seine Frau auf den Schiffen mithalf und die Prüfung als Leichtmatrosin ablegte. Eine happige Phase, die das zielstrebige Ehepaar noch enger zusammenschweisste und ihre Affinität zu effizienten Lösungen offenbarte. Wie die Strategie, die Taufe der in neuem Glanz auferstandenen MS Wyssestei als Event und Medienereignis zu inszenieren. «Die Medienpräsenz half uns beim Start, erhörte den Bekanntheitsgrad.
Doch seither haben wir ständig neue Themenfahrten und Angebote lanciert, Gäste mit unseren Ideen, dem Service an Bord und auch dank der herrlichen Umgebung, begeistert und zufriedengestellt », fasst Iwan Pfyl den Werdegang zusammen. Der Selfmademan zieht eine positive Bilanz, das Risiko des Neustarts hat sich in jeder Hinsicht gelohnt. Heute umfasst die Besatzung neben dem Eignerpaar drei Freelancer für das Steuer der MS Pisoni und der MS Wyssestei sowie sechs Freelancer für das MS Öufi-Boot sowie eine Crew an Leichtmatrosen um die Gäste zu betreuen. Alle ziehen am gleichen Strang und sind bestrebt, die Passagiere mit Speis und Trank zu verwöhnen und ihnen dieAaarefahrt zu einem Naturerlebnis zu gestalten. «Während den Fahrten lasse ich dieWunder der Natur auf mich wirken. Lerne dabei interessante und nette Menschen kennen. Die Kehrtwende habe ich in meinem Leben geschafft und halte das Steuer auch an Bord fest in der Hand», reüssiert Iwan Pfyl.